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Damals



Die Anfänge der Stenographie in Lüdenscheid Ende des 19. Jahrhunderts

Kämpfer für die kurzschriftliche Idee, für die Pflege und Verbreitung der Kurzschrift hat es in Lüdenscheid schon früh gegeben. Vertreten waren sie durch die Systeme Stolze, Schrey und später Stolze-Schrey. Die Versuche anderer Schulen (Gabelsberger, Nationalstenographie), in Lüdenscheid Fuß zu fassen, blieben erfolglos und brauchen nicht erörtert zu werden.

Der erste Kurzschriftverein, der Stolzesche Stenographenverein, wurde 1881 ins Leben gerufen. Ihm folgte 1892 die Gründung des zweiten Vereins, des Stolzeschen Stenographenvereins "Geflügelte Feder". Ein dritter Verein, der Verein für Vereinfachte Stenographie (System Schrey-Johnen-Scocin), kam am 19. Juli 1893, dem 43. Geburtstag Ferdinand Schreys, hinzu.

Der verschärfte Wettbewerb führte 1897 zur Einigung der Schulen Stolze und Schrey und zu einem Zusammenschluß des Stolzeschen Stenographenvereins und des Vereins für vereinfachte Stenographie, der sich jetzt in Lüdenscheid Stenografenvereinigung nannte. Ab da wurde das System Stolze-Schrey gelehrt. Das tat auch der Verein “Geflügelte Feder”, aber die Bemühungen, alle drei Vereine zu einer Einheit zu verbinden, blieben erfolglos.

Aus drei Vereinen wurden zwei...

Beide Vereine haben dann bis 1927 die stenografische Entwicklung in Lüdenscheid mit großem Erfolg vorangetrieben. Die Mitgliederzahlen, die Zahlen der Unterrichteten und die Leistungen auf Wettschreiben stiegen in einem Maße an, wie es bis dahin für unmöglich gehalten wurde.

Diese fortschreitende Aufwärtsbewegung wurde unterbrochen durch die Einführung der Einheitskurzschrift. Eine Anzahl jüngerer Mitglieder des Vereins “Geflügelte Feder” wollte sich auf die neue Einheitskurzschrift umstellen. Diesen Schritt glaubten die Alten nicht unterstützen zu können und hielten ihrer Schule Stolze-Schrey die Treue, gaben dabei allerdings auch die Ausbildungs- und Unterrichtstätigkeit auf. So wurde ein neuer Verein, der Einheitskurzschriftverein Geflügelte Feder gebildet. Die Lüdenscheider Stenografenvereinigung lehrte jetzt auch die Einheitskurzschrift. 1929 fand die Tagung des Gesamtverbandes Rheinisch-Westfälischer Stenografen in Lüdenscheid statt.

Die Leistungen (sowohl Spitzen- wie Breitenleistungen) wurden ständig gesteigert. Hinzu kamen die Übertragungen der Kurzschrift auf fremde Sprachen. Lehrgänge zur Ablegung der Handelskammerprüfung, zur Ausbildung von Übungsleitern und zur Vorbereitung für die Ablegung der Kurzschriftlehrerprüfung wurden durchgeführt.

Im Jahre 1934 wurde endlich ein alter Traum Wirklichkeit. Die “Geflügelte Feder” (kurz vorher wiedervereinigt mit den “Alten” der Geflügelten) schloss sich mit der Stenographenvereinigung zu einem Verein zusammen. Dieses Zusammengehen hat sich befruchtend und segensreich für die vielseitige Vereinstätigkeit ausgewirkt. Dem neuen Verein standen genug ausgebildete Kurzschriftlehrer und Ausbildungsleiter zur Verfügung.

Auflösung und Neugründung

Der zweite Weltkrieg kam und riss große Lücken auf. Die zwangsweise Überführung in die Deutsche Stenografenschaft als Abteilung der Deutschen Arbeitsfront benachteiligte weiter die kurzschriftliche Arbeit, welche bis Kriegsende nahezu erloschen war.

Am 6. Juni 1946 fand sich eine Reihe früherer Mitglieder zusammen, um erneut die kurzschriftliche Arbeit aufzunehmen. Mit dem Namen "Lüdenscheider Stenografenverein 1881" trat der neu gebildete Verein an die Öffentlichkeit. Alsbald wurde die Tätigkeit aufgenommen. Hohe und höchste Leistungen wurden erzielt. Die Anzahl der Kursteilnehmer stieg gewaltig. Die Zahl der Mitglieder betrug zeitweilig mehr als 500.

Fortschritt und Wandel

Ein neuer Zweig kam zur kurzschriftlichen Tätigkeit hinzu: die Unterrichts- und Übungstätigkeit auf der Schreibmaschine. Ein stattlicher Schreibmaschinenpark und vorzüglich ausgebildete Lehrkräfte ermöglichten es dem Verein, auch in diesem Zweig gute und gründliche Kenntnisse zu vermitteln.

In den letzten Jahren sind die Mitgliederzahlen gesunken. Das Interesse an der Erlernung der Kurzschrift und des Maschinenschreibens ist bei der Jugend schon dadurch geringer geworden, dass bei nahezu allen kaufmännischen Ausbildungen die Ablegung der schreibtechnischen Prüfung nicht mehr verlangt wird.

Dieser Beschluss des Industrie- und Handelstages als Spitzenvertretung der Industrie- und Handelskammern ist von allen Kurzschriftvereinen nicht verstanden worden. In den kommenden Jahren wird sich dieser Beschluss noch fühlbar bemerkbar machen.